Techniken und Tools für eine diverse Rekrutierung
Personaler und Recruiter können konkrete Maßnahmen ergreifen, um für ein inklusives und diverses Recruiting zu sorgen. Dazu können sie auf verschiedene inzwischen etablierte Techniken und Tools zurückgreifen, die für eine Best Practise im Recruiting sorgen.
Gendergerechtes und inklusives Recruiting:
Dies beginnt bereits bei den Stellenanzeigen, die in einer (gender)neutralen Sprache geschrieben sein sollten, um zu signalisieren, dass alle Geschlechter und alle Gruppen für die Stelle in Betracht gezogen werden. Sprache hat eine große Auswirkung auf Menschen und ihre Wahrnemung und niemand sollte sich bereits durch die Stellenanzeige ausgeschlossen fühlen. Eine gute inklusive Stellenanzeige ist aber mehr als die Verwendung aller Geschlechter in der Ansprache. Es gibt bestimmte Begriffe die als eher ‘männlich’ oder eher ‘weiblich wahrgenommen werden und manchmal gendert man bei bestimmten Begriffen aus versehen, weil es sich so in den Sprachgebrauch eingeschlichen hat. Ein Beispiel: Eine Anzeige spricht von einem ‘fachmännischen’ statt einem ‘fachkundigen’ Kandidaten. Tauchen diese Wörter verstärkt in der Stellenanzeige auf, dann hat das einen Einfluss darauf, wer sich von der Stellenanzeige angesprochen fühlt.
Auch sind einige Begriffe mit Vorurteilen oder historisch negativ vorbelastet und sollten in der Stellenanzeige und Unternehmenstexten vermieden werden. Dem ist man sich oft nicht einmal bewusst, weil sie Teil der Alltagssprache geworden sind. In einer auf Inklusion und Diversität abzielenden Arbeitswelt sind sie aber nicht länger angebracht. Personaler und Recruiter sollten sich also sehr genau mit diesem Thema befassen, wenn sie regelmäßig Stellenanzeigen etc. verfassen.
Solche Fallstricke lassen sich leichter vermeiden, indem man sich bei der Stellenanzeige auf die Fähigkeiten statt auf persönliche Eigenschaften von Kandidaten konzentriert. Zudem sollte man bei Stellenausschreibungen die einfache Lesbarkeit berücksichtigen. Zwischenüberschriften und Listen können beispielsweise Menschen mit ADHS oder Legastenie helfen, den Text besser zu erfassen. Auch sollte man Stellenausschreibungen immer von jemandem gegenlesen lassen, der sich mit dem Thema DEI auskennt, sei es ein auf das Thema spezialisiertes Teammitglied oder ein externer Recruiter mit dem entsprechenden Fachwissen.
Blinde Rekrutierung und anynome Lebensläufe:
Lebensläufe sollten unvoreingenommen gesichtet und ausgewertet werden. Das ist nicht immer einfach, da wir alle – wie bereits angesprochen – unbewusste Stereotype und Vorurteile haben. Bereits Namen geben einen Einblick in das Geschlecht und die Herkunft, ganz zu schweigen von Lebensläufen angehängten Fotos. Man sollte Lebensläufe daher ohne die persönlichen Daten sichten, so dass man sich ganz auf die Fakten und Fähigkeiten konzentriert, ohne aus Versehen vorab negativ oder positiv beeinflusst zu sein. Blinde Prüfungen von Lebensläufen können zu einer diverseren Belegschaft beitragen. Um das wirklich gerecht zu machen, sollte man alle Kandidaten um die gleichen Informationen im Lebenslauf bitten.
Standardisierte Vorstellungsgespräche:
Das sollte heute bereits gängige Praxis sein. Wer sich persönlich oder im Video-Call trifft, der kann Persönlichkeitsmerkmale wie das Geschlecht nicht länger ausblenden. Wie vermeidet man also hier, dass sich Vorurteile und Vorzüge in den Bewerbungsprozess einschleichen? Zum einen kann man das erste Gespräch per Remote-Call durchführen, bei dem das Video deaktiviert ist. Dann erkennt man zwar noch immer die Stimme, blendet aber einige Informationen aus, die zu Vorurteilen führen können.
Zudem sollte man sich auf Fähigkeiten und Erfahrungen konzentrieren und für alle Kandidaten den gleichen strukturierten Fragenkatalog verwenden. Recruiter sollten sich Notizen zu den Antworten machen und das Gesprächsprotokoll von einer weiteren Person auswerten lassen, die selbst nicht im Kandidatengespräch saß und somit weniger vom Gesprächsverlauf beeinflusst ist.
Persönliche Vorstellungsgespräche sollte es erst in der letzten Runde geben, denn hat ein Kandidat fachlich überzeugt, ist die Wahrscheinlichkeit größer, dass Vorurteile in den Hintergrund treten.
Interviews sind in der Tat ein kleiner Drahtseilakt, denn zum einen will man durch Fachfragen persönliche Vorurteile vermeiden, zum anderen will man den Kandidaten aber genauer kennenlernen, um zu sehen ob der Kandidat zur Unternehmenskultur passt. Hier kann es helfen Scenarien im Berufsalltag durchzusprechen, die einen Einblick in die Arbeitsweise geben.
Nutzung verschiedener Plattform:
Wer Stellenausschreibungen über verschiedene Plattformen hinweg veröffentlicht, hat größere Chancen, eine diverse Zahl an Kandidaten zu erreichen. Das hängt unter anderem mit unterschiedlichem Nutzerverhalten zusammen, aber auch mit Aspekten wie der Zugänglichkeit von Webseiten für Screenreader. Bevor man Stellenausschreibungen veröffentlicht, sollte man also eine entsprechende Strategie entwickeln, wo man diese am besten veröffentlicht.
Software-Unterstützung:
Rekrutierungssoftware und KI-Werkzeuge können dabei helfen, Kandidaten nach bestimmten Kriterien wie Schulabschluss, Berufserfahrung, Qualifikationen etc. vorzusortieren. Das kann hilfreich sein, um in einem ersten Schritt den menschlichen Bias, also Vorurteile oder Stereotype, zu vermeiden. Wir haben dieses Thema in unserem Artikel über KI im Recruiting genauer diskutiert.
Sie möchten die Inklusion und Diversität in Ihrem Unternehmen verbessern und suchen nach der passenden Personalstrategie? Dann sprechen Sie am besten mit einem unserer Personalberater.